Parra Jiménez Tempranillo
Parra Jiménez Tempranillo
La Mancha, Spanien
Blaubeere, Brombeere, feine Kräuter
jung, fruchtig, samtig
Linsen mit Spätzle, Rinderschmorbraten, geröstetes Brot mit Hummus und Basilikum
Unser Wein stammt aus der trockenheißen Landschaft der spanischen Mancha. Die Familie Parra baut dort in einsamer Lage nicht nur Reben, Getreide und Knoblauch an, sondern hält auch eine Herde seltener Manchegaschafe für die Käseherstellung. Anders als es die wild-windige Hochebene vermuten ließe, ist der rote Tempranillo überhaupt nicht unzugänglich oder anstrengend. Vielmehr hat er viel Frucht zu bieten, vor allem Blaubeere und Brombeere - und dazu nur wenig Gerbstoffe. Unser Wein des Monats passt klassisch zu festlichem Rinderschmorbraten, aber auch zu vegetarischen Gerichten wie Linsen mit Spätzle. Für einen kastilischen Kick sorgt die Kombination mit Ajoblanco und Ofenkartoffeln. Mal eine ganz andere Note in der Vorweihnachtszeit...
Parra Jiménez Tempranillo
Spanien ist eines der größten und beliebtesten Weinbauländer. Auch wenn in letzter Zeit zunehmend interessante Weißweine auf den Markt kommen und der Cava gerade zur Feiersaison beliebt ist - Spanien steht nach wie vor für Rotweine. Für kräftige Rotweine, dunkle Farbe, viel Alkohol, ordentlich Gerbstoffe. Manche dieser Rotweine, so beeindruckend sie auch sein mögen, wirken nach den ersten Schlucken schon ein bisschen anstrengend. Genau das trifft auf unseren Wein überhaupt nicht zu. Der Parra Jiménez Tempranillo ist nämlich jung und fruchtig.
Parra Jiménez Tempranillo - der Sanfte aus der Mancha
Die Familie Parra residiert seit vielen Generationen in der Mancha, der oft heißen und fast immer trockenen Hochfläche mitten in Spanien. Wenn es von irgendetwas hier genug gibt, dann ist das Platz. Die nächstgrößere Stadt, Albacete, liegt über eine Fahrstunde entfernt, nach Madrid braucht man doppelt so lang. Kein Wunder also, dass die Parras ihre Aktivitäten sukzessive ausweiten konnten. 870 ha Demeter-zertifizierte Rebfläche besitzen sie mittlerweile, dazu Getreide, Knoblauch und eine vielköpfige Herde seltener Manchegaschafe für die Käseherstellung. Merke: Manchego kommt aus der Mancha, deshalb der Name.
Die wichtigste Rebsorte für Rotweine in der Mancha, aber auch insgesamt in Spanien, ist Tempranillo. Tempranillo verträgt Hitze und Trockenheit gut, kann aber wie gesagt bei später Ernte auch ein wenig nach Leder und Lakritz und weniger nach frischer Frucht schmecken. Um diese Frucht zu erhalten, bringen die Parras die top gesunden Trauben (wichtigste Voraussetzung) nach der Ernte schnell zur Kellerei, um sie dort temperaturreguliert vergären zu lassen. Presst man dann, nachdem zwar die meisten Farbstoffe, aber noch nicht alle Gerbstoffe aus den Beerenschalen in den Saft geflossen sind, bleibt der Wein samtig.
Wie schmeckt unser Wein des Monats?
Samtig ist ein gutes Stichwort. Fast ein bisschen blaurot, mit purpurfarbenen Reflexen, fließt der Tempranillo ins Glas. Dieser Blaustich gilt fast immer als Indiz dafür, dass der Wein sehr jung ist. In der Nase, und das bilde ich mir nicht ein, bleibt es tatsächlich blaurot. Ich denke an Blaubeeren, an eine fast kühle Note, auch an etwas wärmere Brombeeren. Im Mund kommen dann noch weitere Früchte dazu wie Schlehe und Schwarzkirsche. Gerbig ist der Wein gar nicht, aber auch keinesfalls flach oder gar belanglos. Dafür sorgt eine feinwürzige Ader, die Kommas und Punkte zwischen die fruchtigen Buchstaben setzt. Sehr angenehm, das Ganze.
Die passenden Speisen
Da ich Weine fast nie für sich allein, sondern immer in Verbindung mit Speisen trinke, bleibt zum Abschluss die Frage, was gut zu unserem Tempranillo passt. Das T-Bone-Steak vom Grillo Masculino habe ich zufälligerweise gerade nicht zur Hand. Wer aber mit Fleisch agieren möchte, wird sicher mit geschmortem Rinderbraten glücklich. Definitiv einen Versuch wert sind auch Linsen mit Spätzle, wobei ich zur Einkochbrühe ruhig schon ein bisschen Rotwein gebe. Ein gereifter kräftiger Käse nach Art eines Manchego passt ebenfalls sehr gut. Da zeigt sich wieder die Harmonie von Wein und Speisen aus derselben Region, vielleicht sogar aus demselben Betrieb.
Geröstetes Brot hört sich zunächst vielleicht ein bisschen trivial an. Aber probiert jenes mal mit Hummus und Basilikum aus. Oder Ajoblanco, eine mit der Gazpacho verwandte kalte Suppe, die aber nicht zu viel Flüssigkeit haben darf. Knoblauch, gemahlene Mandeln, Olivenöl, altbackenes Brot - und dazu unser samtig-fruchtiger Roter. Das Lehrbuch würde zwar eher Weißwein empfehlen, aber der Praxistest beweist, dass es auch anders geht. Mit im Ofen gebackenen Kartoffeln wird sogar eine vollständige Mahlzeit daraus. Das wäre doch mal eine ganz ungewöhnliche Sache in der Vorweihnachtszeit, oder...?!
Über den Autor Matthias Neske
Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.
Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.