Herzog Spätlese
HERZOG SPÄTLESE weiß
Burgenland/Österreich
Zitrone, roter Apfel, Weinbergpfirsich
fruchtig-süß, leicht, superlecker
Warum nicht mal solo?
Die Herzog Spätlese kommt aus dem Burgenland ganz im österreichischen Osten. Dort gibt es eine lange Tradition, fruchtsüße Weine herzustellen. Mit saftigen Noten nach Zitrusfrüchten, Pfirsich und einem Hauch Minze kommt der Frühling automatisch ins Glas. Ein klassischer Begleiter dieses leichten Weins ist milder Blauschimmelkäse, denn Süße, Säure und Salzigkeit ergänzen sich hervorragend. Die feine Frucht sorgt auch bei scharfem Thai Curry für einen interessanten Kontrapunkt. Weil er sich aber so fröhlich wegtrinken lässt, ist der Herzog einfach ein idealer Solowein. Ja, sogar gespritzt oder on the rocks!
Die alten Griechen waren bekanntlich keine Kostverächter, und das gilt ganz besonders für Wein. Homer sprach beispielsweise von „honigsüßem Wein“, den Odysseus zu trinken bekam, Sokrates von „süßestem Morgentau“. Interessant, nie wird ein Loblied auf saure Tröpfchen gesungen, immer geht es um das süße Elixier, die Essenz der Trauben. O holde Zeiten, mag man sich da fragen, wo seid ihr geblieben? Wer sich nämlich heutzutage ein Glas lieblichen Weins bestellt statt eines trockenen, riskiert doch tatsächlich einen dummen Spruch von der Seite. Dabei gibt es durchaus nicht wenige Argumente für einen fruchtig-milden Wein. Denn so einer ist unser Wein des Monats April, die Herzog Spätlese aus dem österreichischen Burgenland.
Süße Tradition im Burgenland
Östlich von Wien liegt das Burgenland, eine Region, die schön an die ungarische Puszta denken lässt. Kein Wunder, Ungarn ist nur einen Katzensprung entfernt. Hier wachsen die Reben nicht an steilen Hängen, sondern quasi hinter den Häckerhäuschen als verlängerte Gärten. Das milde Klima und der lange Spätsommer haben dazu beigetragen, dass man im Burgenland schon seit Jahrhunderten auf süße Weine gesetzt hat. So etwas wie die Herzog Spätlese von Günther und Gabriele Herzog, das wäre schon mal Argument Nummer Eins, hat in der Herkunftsregion also eine große Tradition.
Warum eine späte Lese?
In den vom Klimawandel stark geprägten heißen Jahren wie 2018 oder 2019 hatten sich viele Winzer*innen gefragt, wann sie die Trauben ernten sollten. Wartet man zu lang, so ihre Befürchtung, würden die Weine dann nicht frisch genug werden. Also wurde teilweise schon Ende August die Ernte eingebracht. Zunächst war ich von dieser Strategie angetan, denn selbst im Hitzesommer ließen sich auf diese Weise leichte, trockene Weine mit grünlichem Touch produzieren. Dann aber hatte ich mich mit einem erfahrenen Bio-Winzer unterhalten, der gar nicht so glücklich über die frühe Ernte war.
„Schau Matthias,“ meinte er, „das Laub ist noch ganz grün, die Rebe noch in ihrem vegetativen Zyklus, und wir haben die Früchte schon alle abgeerntet. Wenn der Rebstock selbst bestimmen könnte, wann er die Trauben abgibt, dann wäre das viel später im Jahr. Nämlich dann, wenn er in die generative Phase übergegangen ist.“ So gesehen ist die Spätlese im wortwörtlichen Sinne die natürlichste Form der Weinbereitung. Argument Nummer Zwei.
Was passt zur Herzog Spätlese?
Das Argument Nummer Drei braucht man eigentlich gar nicht gesondert zu erwähnen, es ist der Geschmack. „Lecker!“, höre ich da, und das ist gar nicht so unpassend. Die Herzog Spätlese besteht nämlich aus den edlen Rebsorten Chardonnay und Weißburgunder. Das bedeutet zitronige Noten, rotbackige Äpfel, etwas Pfirsich, viel Frucht auf jeden Fall. Die Fruchtsüße wird dabei von einer feinen Säureader abgepuffert, was den Wein angenehm leicht wirken lässt. Wer übrigens Bedenken wegen des natürlichen Fruchtzuckergehalts hat: Ein Glas vom Herzog besitzt genau halb so viel Zucker wie ein Glas Apfelsaft. Nicht so schlecht, oder?
Und was isst man jetzt zu so einer fruchtsüßen Spätlese? Klassische Empfehlungen wären Desserts, die eine ähnlich fruchtige Komponente in sich tragen, Apfel-Tarte zum Beispiel. Oder aber cremiger Blauschimmelkäse, die salzige Note im Käse und die feine Frucht ergänzen sich ideal. Zu scharfem Thai-Curry läuft der Herzog ebenfalls hervorragend.
Man kann es aber auch so machen wie die alten Griechen. Jene haben den himmlischen Trank nämlich im Sommer mit Wasser verdünnt, damit er noch leichter wurde und sie sich in gelöster Stimmung lange Zeit unterhalten konnten. Bei Snobs geht fruchtsüßer Wein mit Eiswürfeln zwar gar nicht. Aber erstens sind wir ja keine, und zweitens haben die Snobs das vermutlich einfach nie probiert...
Über den Autor Matthias Neske
Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.
Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.