FAMILIE TIRALONGO

Gespräch mit Giovanna und Gabriela Tiralongo

Im Südosten Siziliens, genauer in der Provinz Syrakus liegt der Bio-Betrieb der Familie Tiralongo. Die beiden Schwestern Giovanna und Gabriela Tiralongo führen die Azienda in zweiter Generation.

„Unser Vater Corrado verstarb leider viel zu früh“, erzählt Gabriela Tiralongo. „Doch er war ein Visionär und leidenschaftlicher Unternehmer.“ Als er 1948 den Betrieb erbte und auf biologische Bewirtschaftung umstellte, war er gerade 20 Jahre alt. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft überzeugte ihn bereits, als noch kaum jemand von dieser Wirtschaftsweise sprach.

Die Zitronen, die Corrado Tiralongo in den 80er Jahren an den Großhandel lieferte, erregten die Aufmerksamkeit von Thomas Greim. Sie waren von so außerordentlicher Bio-Qualität, dass er mit seiner Frau kurzerhand nach Sizilien reiste. Das persönliche Kennenlernen besiegelte die Zusammenarbeit. Fortan wurden auf der Azienda Tiralongo Auberginen, Paprika, Mandeln, Zitronen und vieles mehr für dennree angebaut. Gerade für Zitrusfrüchte herrschen auf der Familienplantage ideale Bedingungen, denn das feucht-warme Klima profitiert von den Meeresbrisen, die Schädlinge und Pilzkrankheiten behindern.

Corrado Tiralongo hat von Beginn an die biodynamische Wirtschaftsweise geglaubt. Mit diesem Wissen und diesen Überzeugungen sind seine Töchter aufgewachsen. Mehr als 40 Jahre liefert die Familie Tiralongo nun schon Obst und Gemüse an dennree. Eine Zusammenarbeit, auf die Thomas Greim nach wie vor stolz ist: „Ich habe Corrado Tiralongo sehr viel zu verdanken. Damals gab es noch wenige Erzeuger und er war so mutig und hat auf dennree gesetzt.“ Dank Corrado Tiralongo konnte sich dennree damals stark entwickeln. „Auch privat haben wir uns gut verstanden. Ich hätte sein Sohn sein können“, ergänzt Thomas Greim. Für dennree wurde auf der Azienda schon mal eine Nachtschicht eingelegt, denn Bestellungen liefen in den 80ern noch per Münztelefon und ab 22 Uhr galt der günstige Nachttarif. „Ich kann kein Italienisch. Er konnte kein Deutsch. Aber wir konnten trotzdem miteinander telefonieren. ‚Thomas, mamma mia‘ – das sind mehr als 1000 Worte.“

Tiralongo und dennree haben sich über die Jahre vergrößert, die Verbundenheit ist geblieben. „Thomas und mein Vater waren eben beide Pioniere und sind zusammen in der Bio-Branche aufgewachsen“, erzählt Giovanna Tiralongo. „Es war ein bisschen so, als wären wir zusammen eingeschult worden. Das schweißt zusammen“, schwelgt Thomas Greim in Erinnerungen. Heute sind es vor allem Zitrusfrüchte, die die Azienda an dennree liefert. „Unsere Zitronenbäume sind teilweise über 60 Jahre alt. Obwohl in der Region auch andere Sorten gedeihen, haben wir uns auf die einheimische Sorte Femminello siracusano spezialisiert, die mit ihrer feinkörnigen Schale und ihrem hohen Saftgehalt zu den besten Sorten in Europa gehört.“ Heikel wird es auf Sizilien, wenn der Ätna Feuer spuckt. „Der ganze Staub sammelt sich dann am Himmel und wir bangen: Wo geht die Wolke hin?“, erklärt Thomas Greim. Zieht die Wolke in Richtung der Tiralongo Plantage, drohen die Früchte einzustauben. Schmutzige Zitronen lassen sich im BioMarkt damals wie heute eher schlecht als recht verkaufen. „Sizilien ist aber nicht nur heiß und trocken. Als wir einmal auf der Azienda zu Besuch waren, hat es so viel geregnet, dass die Straßen wie Flüsse waren.“ Doch die Familie Tiralongo strotzt den Wetterextremen und passt sich immer wieder an: „Heute fangen wir schon viel früher an, unsere Felder zu bewässern“, erklärt Gabriela Tiralongo. „Dass brauchen die Pflanzen, damit sie keine Schäden davontragen.“

Der enge Kontakt, der seit jeher mit dennree und Thomas Greim besteht, möchten die Tiralongo Schwestern auch in Zukunft beibehalten. „Ein Wort in unserer Zusammenarbeit sagt mehr als hundert Unterschriften.“ Thomas Greim ergänzt: „Der Sizilianer hört mit dem Herzen.“