Grauburgunder Pfannebecker
Grauburgunder
Rheinhessen, Deutschland
Walnuss, Birne, Zitronenzeste
frisch, fruchtig, beschwingt
Netzmelone mit Schinken, Pasta mit Waldpilzen, Weichkäse
Der Wein des Monats September, der Grauburgunder des rheinhessischen Weinguts Pfannebecker, kommt in der klassischen Literflasche daher. Das kann man nicht nur als Wink verstehen für ein geselliges Beisammensein, es ist auch gut für die Umwelt. Das günstige Verhältnis zwischen Inhalt und Verpackung spart nämlich Gewicht für den Transport. Geschmacklich hat der Grauburgunder viel frische Frucht zu bieten. Grüner Apfel, Birne, Zitronenzeste, das gefällt schon für sich allein, passt jedoch auch zu einer Vielzahl an Speisen. Netzmelone mit Schinken ist beispielsweise eine schicke Vorspeise, zu der man den Wein reichen kann. Pasta mit sahniger Sauce, in Panko-Teig ausgebackenes Gemüse oder auch Käse von Camembert bis Saint-Nectaire - der Grauburgunder schwingt immer wunderbar mit.
Was ist das Besondere an diesem Wein? Nein, ich meine nicht den Geschmack und auch nicht die Herkunft, das Mehr-Generationen-Familienweingut Pfannebecker im rheinhessischen Pfeddersheim. Ich meine, wie man das so gepflegt ausdrückt, die Darreichungsform. Es handelt sich nämlich um eine Literflasche - die erste Literflasche, seit ich hier auf biomarkt.de über den Wein des Monats schreibe.
Was macht die Literflasche so besonders?
Als ich nach meinem Studium nicht genau wusste, wo ich mich bewerben sollte, habe ich erst einmal bei einem Weinhändler gejobbt. Und zwar bei einem, der die Weine selbst bei den Weingütern abgeholt hat, um sie dann in der Großstadt zu verkaufen. Besonders beliebt waren, erraten, die Weine in der Literflasche. Einerseits natürlich, weil es sich um einfachere sprich preisgünstigere Weine handelte, was mir persönlich damals sehr entgegenkam. Andererseits aber auch, weil sie so einen starken lokalen Touch verbreiteten. Was in die Literflasche gefüllt wird, ist eigentlich für den Verkauf ab Hof gedacht. Da gibt es keine großen Marketingkampagnen, keine superslicke Ausstattung, alles ist ehrlich und sympathisch. Genau danach suchte die Kundschaft.
Heutzutage kommt natürlich noch ein gewichtiges Element hinzu. Oder vielmehr genau das Gegenteil, ein »ungewichtiges«. Literflaschen haben nämlich ein günstigeres Verhältnis zwischen Inhalt und Verpackung. Wer sich schon einmal mit Nachhaltigkeitsberechnungen beschäftigt hat, wird wissen, dass die Glasflasche beim Wein für den größten Teil des CO2-Fußabdrucks zuständig ist. Zwar inert und im Prinzip wiederverwendbar, aber gleichzeitig enorm energiereich bei der Herstellung und schwer im Transport.
Schauen wir dabei einfach mal ein gewöhnliches Familienweingut an, das pro Jahr vielleicht 100.000 Liter Wein herstellt. Würde es alles in Literflaschen abfüllen statt in die »normale« 0,75-Liter-Flasche, würde es in einem Jahr 33.000 Flaschen sparen. Wenn es sich bei beiden Modellen um ähnliches Leichtglas handelt, die umweltschonendste Alternative, wäre das beim Flaschengewicht eine Ersparnis von nicht weniger als neun Tonnen. Klingt doch irgendwie ganz vernünftig.
Natürlich kaufen wir Wein nicht primär aus Vernunftsgründen, sondern aus Gründen des Genusses. Aber wenn man dabei das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann, warum nicht?
Grauburgunder trocken vom Weingut Pfannebecker
Zurück zum Flascheninhalt. Der Grauburgunder stammt aus Rheinhessen, dem flächengrößten deutschen Anbaugebiet. Grauburgunder hat in den letzten Jahren ja große Erfolge in Deutschland feiern können, und so ist er in Rheinhessen zur viertwichtigsten Rebsorte geworden - vorn liegt natürlich der Riesling. Das Bio-Weingut Pfannebecker befindet sich im historischen Ort Pfeddersheim, nur wenige Kilometer von Worms und dem Rhein entfernt. Max und Susanne Pfannebecker führen das Weingut gemeinsam seit fast 20 Jahren, die Eltern und sogar die Großeltern sind aber ebenfalls noch mit dabei. Auch die Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung ist mittlerweile schon wieder 15 Jahre her.
Als ich den Grauburgunder ins Glas gleiten lasse, spüre ich sofort, was ihn ausmacht. Der Wein duftet nämlich ausgesprochen fruchtig und frisch. Ich spüre Zitrone, grünen Apfel und etwas Grapefruit, das wirkt alles leicht und beschwingt. Tatsächlich schmeckt er dann auch genau so. Staubtrocken ist der Wein nicht, weshalb die Frucht schön durchscheint. Noten nach weißer, unreifer Walnuss fallen mir dabei besonders auf, wieder Zitrone und Apfel aus der Nase, dazu aber auch etwas Birne. Diese birnige Note kommt sogar noch stärker zum Tragen, wenn man den Wein nicht ganz eiskalt trinkt. Das gesellige Literfläschchen lädt zudem dazu ein, noch mehr Menschen um sich zu scharen, mit denen man den Wein trinken kann.
Das passt zum Grauburgunder
So nett wie der Pfannebecker-Grauburgunder solo auch sein mag (und man kann ihn tatsächlich sehr gut nur für sich trinken), Wein und Speisen sind ja immer eine ideale Kombination. Auf dem Etikett ist von Salaten, Gemüseauflauf, hellem Fleisch und Weichkäse die Rede, was schon einmal die Breite des Spektrums vorgibt.
Eine ziemlich schicke Vorspeise für unseren Wein ist zum Beispiel Netzmelone mit (nicht zu stark geräuchertem) Schinken. Da wir uns ja so ganz langsam in die Pilzsaison hineinbewegen, kann ich auch Pasta mit Waldpilzen, angedünsteter Spitzpaprika und Sahnesauce sehr empfehlen. Das hatte ich schon während meines Studiums ausprobiert - und ehrlich gesagt schmeckt es mir immer noch. Auch die Käseplatte ist ein vielgeliebter Standard. Egal ob Brie, Camembert oder Saint-Nectaire, die birnig-zitronige Note des Grauburgunders passt einfach vorzüglich.
Zum Schluss wie immer noch ein klein bisschen Abenteuer. Wie wäre es zum Beispiel mit Gemüse, ausgebacken in Panko-Paniermehl, dazu eine leichte Sojasauce? Alles mit gerösteter Kokosnuss funktioniert ebenfalls gut, sei es auf die südindische Richtung - oder als Plätzchen. Der Grauburgunder in der Literflasche ist jedenfalls ein dankbarer Begleiter. Wieder zugeschraubt in den Kühlschrank gestellt, könnt ihr seine Gesellschaft auch noch länger genießen...
Über den Autor Matthias Neske
Von Rebsorten hatte ich bis zum Abitur noch nichts gehört. Das änderte sich ein paar Jahre später schlagartig, als ich meine Diplomarbeit in Südfrankreich schrieb, genauer gesagt im Städtchen Carpentras unweit des Mont Ventoux. Hier redeten die Menschen ständig über Essen und Trinken, und so kam es, dass ich immer mehr Begeisterung für die uralte Weinkultur entwickelte.
Alles hat eine Bedeutung für den Wein: die Böden, das Klima, die Rebsorten, die Kunst des An- und Ausbaus, eine gleichzeitig verwirrende wie faszinierende Welt, ein Bindeglied zwischen Natur und Kultur. Als ich die kletternden Ranken für mich ein wenig entworren hatte, startete ich im Jahr 2010 mit meinem Blog. Seitdem bin ich leidenschaftlich dabei, anderen Menschen Geschichten über Wein zu erzählen.