Rapunzel

Gespräch mit Joseph Wilhelm

1974 hat sich nicht nur Thomas Greim auf den Weg gemacht. In dieser Zeit wurden viele Bio-Pionier*innen aktiv. So auch Joseph Wilhelm, Gründer von Rapunzel. Zusammen mit seiner damaligen Frau Jennifer Vermeulen wollte er der konventionellen Landwirtschaft etwas entgegensetzen.

Dabei ist er selbst auf einem konventionellen Hof aufgewachsen. Ein Schlüsselerlebnis prägt ihn bis heute: Als Kind half er beim Beizen des Getreides. Dabei wird das Saatgut vor der Aussaat mit einem Pestizid ummantelt, so dass es nicht schon vor dem Keimen von z.B. Wühlmäusen gefressen wird. Drei Tage lang hatte Joseph danach gesundheitliche Beschwerden.

Sein und Jennifers Wunsch gesund und nachhaltig zu leben, inspirierte die beiden dazu, einen Selbstversorgerhof zu gründen. Mit einem Naturkostladen im bayerischen Augsburg wollten sie den Hof übergangsweise finanzieren. Aber es kam anders. Stück für Stück entwickelte sich Rapunzel als Unternehmen, mit eigenem Handel und Produktion. „Ich habe gemerkt, dass ich mich über Rapunzel noch viel besser verwirklichen kann als mit dem Selbstversorgerhof.“, erzählt Joseph Wilhelm.

Schon damals ist Wilhelm, wie auch Thomas Greim, international unterwegs. Die Zutaten für die Müslis und anderen Produkte konnten nicht nur in Deutschland besorgt werden. So überzeugte Joseph Wilhelm weitere Landwirt*innen in anderen Ländern vom Bio-Gedanken.

Die schnelle Entwicklung der Bio-Branche trieb die Professionalisierung der Firma Rapunzel voran. „Thomas war trotzdem immer ein bisschen schneller mit seinem Handel. Das liegt sicher an einer Vorliebe für die Logistik. Das war ihm schon immer wichtig, darin besonders gut zu sein.“, so Wilhelm.

Wenn man Joseph Wilhelm fragt, wie er die Bio-Branche damals wahrgenommen hat, korrigiert er: „Wir haben uns nicht als Branche gesehen, wir waren eine Bewegung. Stück für Stück hat sich daraus dann eine Branche entwickelt.“ Viele der alten Kontakte aus den Anfängen bestehen bis heute. So auch zu Thomas Greim. Den dennree Gründer lernte er auf einem Bioladentreffen, organisiert vom Bundesverband Naturkost, kennen. Einige Jahre später wurde aus der Freundschaft eine Geschäftsbeziehung. Mittlerweile finden sich eine Vielzahl an Rapunzel Produkten im Sortiment von dennree. „Ich habe Thomas immer als sehr zuverlässig und mit der Sache verbunden wahrgenommen. Die gute Verbindung reicht, da braucht es keine Verträge.“, ist sich Wilhelm sicher.

Sowohl Rapunzel als auch dennree befinden sich im Übergang zur nächsten Generation. Aber Joseph Wilhelm ist optimistisch, dass es auch im neuen Abschnitt beider Firmen gut harmonieren wird. “Man kennt sich und weiß, was man aneinander hat.”