50 Jahre dennree
Gemeinsam für eine bessere Welt
1974 gibt es kaum Bio-Lebensmittel und auch noch keine Biomärkte. Das möchte Thomas Greim unbedingt ändern!
Über 50 Jahre später ist dennree aus der Bio-Branche nicht mehr wegzudenken. Das Handelshaus beliefert, ausgehend von Töpen und acht regionalen Niederlassungen, über 1.200 Naturkostfachgeschäfte in Deutschland, Österreich, Luxemburg und Südtirol. In Österreich betreibt das Unternehmen mit der dennree Naturkost GmbH einen eigenen, regionalen Naturkostfachhandel in Wien. Heute beschäftigt dennree gruppenweit über 7.700 Mitarbeitende, die sich unter anderem um Einkauf, Verkauf, Qualitätsmanagement und Logistik kümmern. Und: In einen kleinen Lastwagen passt das mittlerweile rund 14.000 Artikel starke Sortiment schon lange nicht mehr!
Schnell wie ein Blitz
1974 – Thomas Greim sitzt hinter dem Steuer seines Opels Blitz, den er sich gebraucht gekauft hat, und fährt Milchprodukte nach München. Im Alter von 22 Jahren hat der naturverbundene Oberfranke auf einem Bauernhof in Moosach bei München gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin Claudia Nossol das Unternehmen dennree gegründet. Damit beginnt die Geschichte eines der bedeutendsten Bio-Pionierunternehmen Deutschlands. Den Unternehmensnamen leitet Thomas Greim vom französischen Wort für Grundnahrungsmittel ab. Mit vier Milchprodukten startet er seinen Handel: Die Milch stammte von Landwirt*innen aus dem Chiemgau, die bereits seit Anfang der 70er Jahre biologisch-dynamisch wirtschafteten. Thomas Greim hatte eine Molkerei gefunden, die die Milch zu Trinkmilch, Joghurt, Dickmilch und Kefir verarbeitete. Abnehmer der Demeter-Produkte waren in München einige Reformhäuser und Vorläufer der ersten Naturkostläden.
Mehr Bio-Produkte
Ursprünglich wollte Thomas Greim Landwirt werden, doch dann startet er lieber mit dem Handel von Bio-Produkten. Ein Freund sagt damals zu ihm:
„Du bist kein Bauer, du bist Händler. Für dich muss jeden Tag Heuernte sein.“
Herbert Vogel, Landwirt und Freund von Thomas Greim
Die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln steckt in den 70er Jahren noch in den Kinderschuhen und bietet ihm viel Platz zum Ausprobieren. Bereits im Gründungsjahr knüpfen Thomas Greim und Claudia Nossol Kontakte zu Landwirt*innen und Molkereien in anderen Regionen Deutschlands. So können sie die Belieferungen auch bald über München hinaus ausweiten.
3.000 Kilometer pro Woche hinter dem Steuer sind in den ersten Jahren für Thomas Greim und Claudia Nossol keine Seltenheit. Dieser persönliche Einsatz beschert dem Bio-Pionier von Anfang an gut laufende Geschäfte und legt damit eine solide und gesunde Basis für den Aufbau des Handelshauses dennree. Bereits 1975 verlegt er den Firmensitz von München in seine Heimat nach Oberfranken. In Töpen, in der Nähe von Hof, befindet sich auch noch heute die stetig gewachsene Unternehmenszentrale.
Schon 1975 bringt Thomas Greim die Exklusivmarke dennree auf den Markt. Er startet mit einer Demeter-Frischmilch. Unter der Marke dennree und weiteren Exklusivmarken wie Königshofer und Gustoni sind heute bereits über 1000 Produkte erhältlich. Darunter nach wie vor das Produkt, mit dem 1974 alles angefangen hat: Milch in biologisch-dynamischer Qualität von Demeter.
Schnell wächst die Nachfrage nach Bio-Produkten: 1976 nimmt Thomas Greim biologisch-dynamisch angebautes Obst und Gemüse in sein Sortiment auf. Immer mehr Landwirt*innen können für die Umstellung auf Demeter-Landwirtschaft gewonnen werden.
Um noch mehr Landwirt*innen aus der Region für die Umstellung auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise zu gewinnen, eröffnet dennree 1982 eine eigene Demeter-Molkerei. Für die nächsten 10 Jahre wird in Töpen nun Milch abgefüllt oder zu Butter, Quark, Käse und Sahne verarbeitet.
Neben den Milchprodukten konzentriert Thomas Greim sein Kerngeschäft bis 1983 auf den internationalen Austausch von Waren mit anderen europäischen Naturkosthändler*innen.
„So etwas kann man nicht alleine machen. Du brauchst Mitstreiter, die in demselben Geist denken.“
Thomas Greim
Zum 10-jährigen Jubiläum richtet Thomas Greim den Kurs des Unternehmens neu aus und beginnt, an dem Profil, das das Handelshaus auch heute noch prägt, zu arbeiten: Aus dem Naturkosthandel wird ein kompetenter Partner für den Einzelhandel. Mehr und mehr konzentriert er sich auf die Partnerschaft mit Biomärkten. Doch dennree war von Beginn an mehr als ein reines Handelsunternehmen. Thomas Greim ist stets darauf bedacht, die Interessen von landwirtschaftlichen Erzeuger*innen, Hersteller*innen, Einzelhändler*innen und Bio-Konsument*innen zu vereinen. Er engagiert sich an allen Stellen der Wertschöpfungskette für die Weiterentwicklung der Bio-Branche.
Aus dieser Erkenntnis heraus öffnet sich dennree dem Handel von Produkten aus allen biologischen Anbauweisen. Fortan werden also nicht mehr nur Demeter-Produkte vertrieben. Mitte der 80er bezieht dennree dann das Lager in Töpen. Die 3.300 Quadratmeter bieten genug Platz für das – damals noch recht beschauliche – Vollsortiment. Dass der Platz gebraucht wird, ist schnell klar: Mit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 findet bei vielen ein Umdenken statt. Die Bio-Branche erlebt in dieser Zeit ihren ersten Boom.
Der Naturkostfachhandel liegt Thomas Greim besonders am Herzen. Anfang der 90er Jahre ruft dennree das BioMarkt-Partnerkonzept zusammen mit selbstständigen Einzelhändler*innen ins Leben, das damals Naturing heißt. Im Rahmen des Konzepts erhalten die Partner*innen Unterstützung in allen Bereichen: von der Ladenplanung über die Sortimentsgestaltung bis hin zu Werbekonzept und finanzieller Hilfe. Von Anfang an dabei ist unter anderem VOLLKORN Naturkost aus Göttingen. In den späten 90ern startet dann das Projekt „Mehr Fläche für Naturkost“, bei dem die Selbstständigen begleitet und gefördert werden, um auf eine zukunftsfähige Verkaufsfläche zu wachsen.
In verschiedenen Regionen Deutschlands werden Vertriebs- und Verteilzentren von dennree eröffnet. Diese legen den Grundstein für das umfassende Logistiknetz von dennree. Nach Moosach entsteht die erste richtige Niederlassung von dennree in Hessen. Damals gibt es dort den Verteilerdienst Rhein-Main, mit dem dennree sich zusammenschließt und aus dem die Niederlassung in Großostheim entsteht. Die Niederlassungen werden von der Zentrale in Töpen aus beliefert. Vor Ort werden regionale Produkte hinzugefügt und mit kleineren Verteilfahrzeugen zu den Naturkost-Fachgeschäften und Hofläden transportiert. Spezialisierungen, wie wir sie heute kennen, gibt es damals nicht. Die Mitarbeitenden sind vom Lager über den Fuhrpark bis hin zu Einkauf und Verkauf für alle Bereiche zuständig. Nach und nach merkt Thomas Greim, dass er in ganz Deutschland verteilt Vertriebszentren braucht, um die wachsende Nachfrage zu bedienen. Und so entstehen in den nächsten Jahren die dennree Niederlassungen.
Nicht nur die Läden wachsen, sondern auch die Geschäftspartner*innen. Thomas Greim knüpft weitere Partnerschaften, die bis heute bestehen.
„Ich wollte den Bio-Vertrieb europaweit denken. Wenn du nicht von Anfang an weit denkst, wirst du in einem kleineren Rahmen bleiben.“
Thomas Greim
Dass Thomas Greim so viele Niederlassungen eröffnen kann, liegt auch an der wachsenden Nachfrage. Angeschoben durch den Boom in der Branche entstehen die ersten größeren Bio-Läden, geführt werden sie von Idealist*innen. Täglich kommen neue Naturkostläden hinzu, die von dennree beliefert werden wollen. Gut, dass dennree mit den aufgebauten Niederlassungen eine straffe Logistik gewährleisten kann. Weil Thomas Greim merkt, dass die Nachfrage weiterhin steigen wird, entwickelt er selbst Ideen und Konzepte für Bio-Läden.
Nach reiflicher Überlegung wagt Thomas Greim den nächsten Schritt und eröffnet den ersten Denns BioMarkt.
Damals ist die Gesellschaft der Meinung: Wenn die Karotte nicht krumm ist, kann es kein Bio sein. Jede*r darf seine Produkte als „Bio“ bezeichnen, deswegen greifen viele auf die Bezeichnung „aus kontrolliert biologischem Anbau“ zurück. Erst 2001 wird das staatliche Bio-Siegel ins Leben gerufen und Produkte dürfen nur dann damit gekennzeichnet werden, wenn sie überprüft wurden. Das gibt der Bio-Branche eine neue Dynamik. Diesen Aufschwung nutzt Thomas Greim. Er möchte, dass es in jeder Ecke Deutschlands einen Bio-Laden gibt. Weil es aber nicht genug selbstständige Händler*innen gibt, die er beliefern kann, beschließt er, eigene BioMärkte zu eröffnen. In diesen Märkten werden Lebensmittel, Getränke und Dinge wie beispielsweise Zahnpasta und Shampoo angeboten. 2003 eröffnet der erste Denns BioMarkt in Geretsried. Das Erfolgskonzept bewährt sich nicht nur in Deutschland. 2005 eröffnet unser erster Markt in Österreich. Zum 30-jährigen Bestehen zählt die dennree Gruppe 13 eigene Märkte. Im Laufe der Jahre eröffnen deutschland- und österreichweit weitere Denns BioMärkte und so können wir im Jubiläumsjahr die Eröffnung des 400sten Denns BioMarkts feiern!
„Unser Schaufenster nach außen war ab da die Ladentüre.“
Thomas Greim
Ende der 2000er kommt der Wunsch der selbständigen Einzelhändler*innen auf, die Zusammenarbeit im BioMarkt-Partnerkonzept zu verstärken. Aus der Gemeinschaft von Gleichgesinnten entsteht die BioMarkt Verbundgruppe. Mit Hilfe dieses Verbunds möchte dennree den Zusammenhalt in der Branche stärken und die Wettbewerbsfähigkeit des Fachhandels auch für die Zukunft erhalten. Alle Mitglieder stehen für Bio ohne Kompromisse. Die Verbundgruppe legt damit den Grundstein für den BioMarkt Verbund, der 2020 ins Leben gerufen wird.
Für die Verteilung in die Märkte sorgen am Anfang die 100 LKW aus dem firmeneigenen Fuhrpark und das für damalige Verhältnisse bereits hochmoderne Logistiksystem. Der Umweltschutzaspekt wird schon zu dieser Zeit großgeschrieben: Die Laster sind fast durchweg mit emissionsarmen und kraftstoffsparenden Motoren ausgerüstet. Die meisten Kühlaggregate der Fahrzeuge sind bereits frei von besonders klimaschädlichen Stoffgruppen wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe und haben Luftfederung, um die Waren schonender zu transportieren. Das Lager in Töpen umfasst zu dieser Zeit 8.500 Artikel. Als ein weiteres Lager gebaut wird, überlegt Thomas Greim sogar noch, den Auftrag zu stoppen. Er denkt, dass die Halle zu groß sein wird. Schnell merkt er aber, dass die Nachfrage sein Angebot weit übersteigt. Lagerhallen werden erweitert oder neu gebaut – hier ein Zwischenstand aus dem Jahr 2004 – und auch die Bürogebäude reichen nicht mehr aus. Als 2005 ein Sturm das Dach des Bürokomplexes abdeckt, beschließt Thomas Greim kurzerhand, ihn um ein Stockwerk zu erweitern. Und so wächst dennree kontinuierlich weiter.
Bio ist keine Modeerscheinung mehr, sondern längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dass man Bio auch groß denken kann, beweist dennree mit dem Milchviehbetrieb Hofgut Eichigt und mit dem Zusammenschluss zum BioMarkt Verbund.
Höchstes Tierwohl
2015 – Die Wurzeln von dennree liegen in der Landwirtschaft. Statt Landwirt zu werden, findet Thomas Greim seine Bestimmung im Handel und schließt so die Lücke zwischen Bio-Landwirt*innen und Verbraucher*innen. Doch die Liebe zur Landwirtschaft bleibt. 2015 wird das Hofgut Eichigt deshalb Teil der dennree Gruppe. Der damals noch konventionelle Betrieb mit dem Namen Agrofarm 2000 sucht einen neuen Besitzer. Die ehemalige landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft hat Potenzial, das sieht Thomas Greim schnell – aber wenn, dann natürlich nur Bio.
„Lasst es uns richtig machen.“
Thomas Greim
Die Ställe für die rund 1.500 Milchkühe und deren Nachzucht werden abgerissen und nach höchsten Tierwohlstandards neu gebaut. Die Ställe und das Tierwohl erfüllen die strengen Richtlinien der Bio-Anbauverbände Bioland und Biokreis und gehen noch darüber hinaus.
Mittlerweile steht das Hofgut Eichigt für höchstes Tierwohl. Die Kühe genießen die Weidesaison und tragen Hörner. Außerdem setzt die kuhgebundene Kälberaufzucht neue Standards. In der eigenen Bio-Hofmolkerei wird die Milch direkt vor Ort verarbeitet.
Gemeinsam für eine bessere Welt
2020 – Nicht nur dennree als Fachhändler, auch die Einzelhändler in der Bio-Branche brauchen einen starken gemeinsamen Auftritt. Deshalb schließen sich über 450 selbstständige BioMärkte und Denns BioMärkte aus Deutschland und Österreich unter der gemeinsamen Dachmarke des BioMarkt Verbunds zusammen. Dadurch wird offiziell, was seit Jahren schon gelebt wird – gemeinsam für mehr Bio. Der BioMarkt Verbund bündelt die Kräfte des Naturkostfachhandels und tritt gemeinsam stark nach außen auf. Die Gemeinschaft stellt dabei die Individualität und Vielfalt der Märkte und Unternehmer in den Fokus. dennree unterstützt die Märkte aus dem BioMarkt Verbund als Fachhandelspartner.
„Jeder kann selbst entscheiden, ob er sich vom Wandel treiben lässt oder ihn mitgestaltet"
Thomas Greim